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Christel Herrmann
© Christel Herrmann 2015
Made with MAGIX
Ich finde Hoffnung in den dunkelsten Tagen
und fokussiere mich auf die hellsten.
Ich verurteile das Universum nicht.
(Dalai-Lama)
BEWAHRE MICH
Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsste im Leben alles glattgehen.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen!
(Antoine de Saint-Exupéry 1900-1944, französischer Schriftsteller)
Draußen
Die Haut, gewärmt von der Sonne, gestreichelt vom Wind,
Jetzt könnte ich jubeln und singen wie ein Kind.
Ich bin so glücklich hier draußen zu sein,
das ist viel besser als jedes Glas Wein.
Hier kann ich auch träumen, ich fliege geschwind
hinauf zu den Wolken, so schnell wie der Wind.
Hier bin ich alleine, höre nur mich;
aber hier oben, da vermisse ich dich.
Christel Herrmann
Liebe Seele, trachte nicht nach dem ewigen Leben,
sondern schöpfe das Mögliche aus.
(Pindar 522-445 v.Chr., griechischer Dichter)
Das habe ich mal auf Facebook
veröffentlicht.
HIER KOMMEN EIN PAAR FÜR MICH WICHTIGE MENSCHEN!
Das ist Janina. Sie hilft mir jeden Abend aus dem Rollstuhl auf den Duschstuhl,
fährt mich ins Bad, zieht mich aus, putzt mir die Zähne, wäscht mich, zieht mir das
Nachthemd an, bringt mich wieder ins Wohnzimmer, hilft mir wieder in den
Rollstuhl , packt mich in eine Decke ein, setzt mir meine Brille auf und
schliesst den Katheter wieder an.
Wir bilden beide inzwischen ein recht gutes Team, sind prima aufeinander ein-
gespielt. Janina hat immer viel zu erzählen und versteht auch mein sprechen,
meistens, was gerade um diese Uhrzeit nicht einfach ist.
Wir sind beide auch mal
für einen Scherz zu haben!
Helau!
Lachen ist ja bekanntlich gesund.
Hier bin ich in guten Händen! Der Physio-
therapeut E. Piech geht immer auf meinen
täglich wechselden körperlichen Zustand
ein, sorgt dafür, das Gelenke beweglich,
Muskeln gelockert und Verspannungen
gelöst werden. Dabei kommt mir seine
umfangreiche Ausbildung und lange
Erfahrung zugute. Unter anderem die
CranioSacral-Therapie. (vom Lateinischen
cranium: Schädel; sacral: das Kreuzbein betreffend:
„Schädel-Kreuzbein-Therapie“, ) ist eine
alternativmedizinische Behandlungsform. Es ist ein
manuelles Verfahren, bei dem leichte Berührungen bei
mir vorwiegend im Bereich des Schädels, des
Nackens, des Zungenbeins erfolgen. Die CranioSacral-
Therapie beruht unter anderem auf der Annahme, dass
sich die rhythmischen Pulsationen der Gehirn-Rücken-
marksflüssigkeit auf die äußeren Gewebe und
Knochen übertragen und somit per Berührung
ertasten lassen. Der Therapeut arbeitet mit seinen Handflächen oder Fingern vorwiegend mit minimalen
Zug- oder Druckkräften. Er folgt der von ihm erfühlten Gewebespannung, um sie zu reduzieren. Ein
wesentlicher Aspekt liegt dabei auf dem Ertasten und Verändern des craniosakralen Rhythmus.
Anfangs war ich noch skeptisch. Was sollten so leichte Berührungen denn wohl bewirken? Aber mir
wurde schnell klar; bei mir zeigt diese Behandlung große Wirkung. Sie ist manchmal sogar sehr
anstrengend, weil der Körper noch lange nacharbeitet.
Aber schon im Vorfeld, zu Beginn meiner Erkrankung, hat er mir durch Falltraining, Gleichgewichtsübungen
und vielem mehr die richtige Köperbeherrschung und genauen Bewegungsablauf erklärt und eingeübt.
So konnte ich dann später, als meine Beine nicht mehr automatisch laufen konnten, durch das Wissen
über den genauen Ablauf noch willentlich laufen, indem ich den Ablauf gedacht habe. Meinen
Füssen quasi gesagt habe,was zu tun ist. Wie ich übrigens viele Sachen denken muss, weil die
“Automatik” kaputt ist.
Jeden Morgen gegen 7 Uhr 45 kommt jemand vom Pflegedienst, um mir in
den Tag zu helfen. Hier ist es Sabine. Sie war die erste Pflegerin, die ins Haus kam
und mir auch gleich durch ihre Art und Kompetenz meine Unsicherheit nahm.
Sich als Mensch aktzeptiert fühlen, wenn Sorgen und Ängste ernst genommen
werden, keine Ungedud oder Ärger zu spüren ist, man auch mal über einen
Scherz zusammen lachen kann, dann fühle ich mich gut aufgehoben.
Die Krankheit bringt es mit sich, dass die Pflegesituation sich täglich verändern
kann. Das die Pflegerin das auch immer merkt und auch umzusetzen kann,
ist wahrlich keine leichte Aufgabe, zumal ich das ja nicht äussern kann.
Wir beiden sind aber ein gut eingespieltes Team.
Es wird immer schwierig, wenn die Pflegerinnen oft wechseln oder lange nicht
da waren. Ich habe da so feine Antennen und spüre jede Unsicherheit. Das
wirkt sich dann negativ auf mich aus. Es kostet Kraft, Kraft die ich nicht mehr habe.
Aber das ist erfreulicherweise nicht oft vor.
Hier sieht man mich, frisch geduscht und bereit für den Tag, während Sabine
mein Gesicht mit Creme versorgt. Dann geht es mit Duschstuhl ins
Wohnzimmer und ich werde mit Hilfe des Drehtellers in den Rollstuhl gesetzt.
Noch die Hände eincremen, den Katheter anschliessen und die linke Hand auf
die Steuerung des Rollstuhls legen. Nur noch die Brille auf die Nase, den
Anstecktisch an den Rollstuhl und dann nur noch die Dokumentation erledigen
und dann kann der Tag wirklich beginnen.
Tschüss Sabine, bis morgen und danke!
Er kommt immer gutgelaunt, alle fünf Wochen, um den Katheter
zu wechseln: Dr. Kemper.
Im Januar 2014 wurde mir in der Uniklinik Münster der
Bauchdecken-Katheter (auch suprapubischer Katheter genannt) in
die Blase zur kontinenten Harnableitung gelegt. Danach hat der
örtliche Urologe Dr. Kemper die weitere Versorgung übernommen.
Der Wechsel erfolgt im Rollstuhl bei uns Zuhause mit meinem
Mann als Assistenz. Das geht komplikationslos und schnell.
Der kleine Ballon, der den Katheter in der Blase hält, wird mit
Hilfe einer Spritze entleert und der Schlauch kann gezogen
werden. Der neue Schlauch kann dann leicht eingeführt und der
kleine Ballon wieder gefüllt werden. Fertig. Das tut nicht weh,
da ähnlich wie beim Ohrloch, das Loch in der Bauchdecke offen
bleibt. Während der ganzen Zeit findet eine lockere Unterhaltung
statt.
"Dann bis in fünf Wochen! " sagts und schon ist Dr. Kemper
wieder weg.
Logopädie
Sprechen ist ja eigentlich einfach. Nur wenn
man mal überlegt, wie Buchstaben gebildet
werden: Lippenspannung, Luftstrom, Zunge,
Zähne - alles muss stimmen. Das zu üben und
die Gesichtsmuskultur zu entspannen, das ist
die Hauptaufgabe der Logopädin in meinem Fall.
Frau Vahrenhorst kommt einmal wöchentlich zu
uns ins Haus um in lockerer Atmosphäre mit
mir zu üben. Wir müssen dabei oft über uns
selbst lachen beim Grimassenschneiden als
Übung zur Lockerung der Gesichtsmuskulatur.
Schluck- und Atemübungen und manuelle Muskellockerungen runden das Therapieprogramm ab.
Ergotherapie, was ist das eigentlich? Nur basteln,
spielen und Muskeln lockern? Weit gefehlt.
Natürlich steht zu Beginn der Erkrankung tatsächlich,
so lange wie möglich die Beweglichkeit des gesamten
Körpers und speziell der Hände zu erhalten.
Aber man kann nicht nur die einzelnen Körperteile
sehen, sondern muss den Körper als Einheit
auffassen. So können Schmerzen im Bein von der
Halswirbelsäule herrühren. Genau das, den
Körper als Einheit sehen, das macht Dagmar.
Wir haben uns irgendwie gesucht und gefunden.
Sie beherrscht unter anderem auch die
CranioSacral-Therapie und beantwortet geduldig alle meine Fragen zum Zusammenspiel des Körpes. So zum
Beispiel warum die Muskelansätze immer wieder neu manuell stimuliert werden müssen und dem Gehirn die
maximale Dehnung der Muskelnund Gelenke angezeigt werden muss. Macht man das nicht, verkürzen sich
Muskeln und Sehnen und krümmen sich die Gliedmassen und lassen sich gar nicht mehr bewegen. Das verhindert
Dagmar durch ihre Behandlung, erzählt gerne dabei und ist immer gut drauf.
Frau Dr Apelt - was zeichnet sie aus? Sie ist eine kompetente Ärztin, die zusätzlich Fortbildungen in der
Palliativ -(Mantel) - Medizin absolviert hat. Ziel der Palliativmedizin ist es, Lebensqualität zu erhalten.
Frau D Apelt kommt regelmässig zu uns, um uns bei unseren Problemen mit der Erkrankung beizustehen.
Dabei ist sehr beruhigend, dass sie
bei massiven Problemen Tag und Nacht
erreichbar ist und gegebenenfalls ins
Haus kommt. Sie ist ein Mensch, der
mit uns fühlt - uns aber nicht bemit-
leidet. Palleativmedizin umhüllt die
Erkrankten und deren Bezugspersonen,
begleitet sie bei einer nicht heilbaren,
zum Tode führenden Erkrankung.
Dabei geht es nicht nur um Schmerz-
bekämpfung und Behandlung anderer
Krankheitssymptome, sondern um
ganzheitliche Sterbegleitung, die den
Körper und die Gefühlswelt gleicher-
massen berücksichtigt. Es geht in den
Gesprächen darum, Ängste und
Unsicherheiten abzubauen oder Fragen zu besonderen Lebenssituationen zu beantworten.
Frau Dr Apelt bringt die Ruhe, Kompetenz und das Einfühlungsvermögen mit, um sich bei ihr gut aufgehoben zu fühlen.
"Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Diese Worte werden
Cicely Saunders zugesprochen. Die englische Ärztin wurde 1918 geboren und gilt als die Begründerin der
modernen Palliativmedizin. Ihre Aussage fasst ziemlich gut zusammen, um was es in diesem relativ neuen Konzept
der Krankheitsbegleitung geht.
Petra Jäkel kam anfangs ab und zu
als Pflegekraft zu uns. Was zuweilen
passiert, da treffen zwei Menschen
aufeinander und sofort ist klar - wir
ticken gleich - verstehen uns sofort.
Wir sahen uns selten und als sie in
Rente ging, fragte sie , ob sie mich
zwischendurch, im Rahmen ihrer
Mitarbeit bei dem Hospizverein,
besuchen dürfte. Da musste ich
wirklich nicht überlegen! Seitdem
besucht sie mich regelmäßig. Das
sind sehr lockere Stunden. Mal
erzählt sie mir etwas, sie liest etwas
vor, wir unterhalten uns soweit es
mir möglich ist.
Petra Jäkel ist sehr engagiert in
verschiedensten Bereichen - sie leitet
Chöre, spielt die Orgel in Gottesdiensten, ist immer zur Stelle wenn jemand um Hilfe bittet, sei es in der Familie, bei
Freunden oder in der Gemeinde. Sie managt alles.
In ihrem Leben hat sie so einiges erlebt, hat an interessanten Orten gelebt und hat viele Menschen kennen gelernt.
Ich finde es immer sehr interessant, wenn sie erzählt, denn sie hat damit auch immer etwas zu sagen.
Sie hat auch meinen Wunsch erfüllt und mir etwas auf ihrem Waldhorn vorgespielt.
Die Zeit geht immer sehr schnell um und ich freue mich immer schon auf das nächste Treffen.
"Guten Morgen! " tönt es gut gelaunt vom Flur. Das ist Ellen,
eine der Pflegerinnen, die recht regelmässig zu uns ins Haus
kommen. Daher kennt sie mich und meine besonderen
Bedürfnisse sehr gut und wir sind gut aufeinander
eingespielt. Wir verstehen uns nicht nur mit
Worten, die fehlen mir inzwischen allzu oft,
auch nicht mit Gesten, die gelingen mir
genauso wenig, sondern mit Blicken oder auch
gefühlt. Dabei gibt es auch immer wieder
etwas zu lachen oder zu beratschlagen.
Ellen kommt auch schon mal im Abenddienst, das klappt genauso gut wie am Morgen. Ausserdem
kommt sie schon mal ausserhalb ihres normalen Dienstes am Abend, wenn sonst keine Pflegerin zur
Verfügung steht, die mich gut genug kennt.
Sabine, Janina und Ellen sind die Pflegerinnen, die mich am besten kennen. Sie haben mir im Juli zu
meinem Geburtstag auch ein Ständchen gebracht - vorproduziert weil Sabine in den Urlaub fuhr - und
am Abend vom Tablet vorgespielt. Einfach köstlich. Ganz herzlichen Dank dafür!